KONZEPT
Pädagogische Grundlagen
Ausgehend von unserer musikpädagogischen Ausbildung, den Inhalten der Rhythmik und angeregt u. a. von der ungarischen Kinderärztin und Kleinkindpädagogin Emmi Pikler sowie der Schweizer Musikpädagogin Ursula Looser-Menge, ist dieses pädagogische Konzept entstanden.
Bei dem Konzept handelt es sich nicht um etwas grundsätzlich Neues, sondern um ein sich Orientieren an Vorhandenem, an der Musik als ureigenstes, in der Natur seit jeher bestehendes Element.
Unser Ausgangspunkt ist, dass jeder Mensch natürliche Musikalität in sich trägt.
Unsere heutige, sehr schnelllebige und an materiellen Werten orientierte Leistungsgesellschaft birgt unserer Meinung nach die Gefahr, dass von Kindern erwartet wird, sich möglichst rasch zu entwickeln und Fertigkeiten zu erlernen.
Viele Erwachsene sind ihrerseits leistungsbezogen, oft mit dem Ziel „funktionieren zu müssen“ aufgewachsen.
Meist steht darüber hinaus das logische Denken und kognitives Erfahren statt der gesamtkörperlichen Wahrnehmung im Vordergrund.
Ganzheitlicher, prozessorientierter und wertfreier Ansatz
Die Spielwerkstatt Musik bietet Eltern und ihren Kindern die Möglichkeit musikalische Qualität selbstständig, wertfrei und ohne Leistungsdruck zu erleben und zu vertiefen.
Kinder und Eltern haben die Gelegenheit, verschiedene Aspekte der Musik ganzheitlich zu erfahren.
Sie erhalten zur Unterstützung und Kräftigung ihrer Eigenkompetenz den dafür notwendigen „Spielraum“.
„Wesentlich ist, dass das Kind möglichst viele Dinge selbst entdeckt. Wenn wir ihm bei der Lösung aller Aufgaben behilflich sind, berauben wir es gerade dessen, was für seine geistige Entwicklung das Wichtigste ist. Ein Kind, das durch selbstständige Experimente- also auf improvisierende Weise- etwas erreicht, erwirbt ein ganz andersartiges Wissen als eines, dem die Lösung fertig geboten wird.“
Diese pädagogische Grundhaltung, äußert sich auch darin, dass wir entwicklungs- und erlebnisorientiert statt ergebnisorientiert arbeiten.
Weder der Prozess noch das musikalische Produkt bedürfen nach unserem Verständnis einer Wertung.
Musikalische Aspekte
Die elementare Musikpädagogik, wie wir sie verstehen, kann sich jedem Kind und jedem interessierten Erwachsenen erschließen. Wir haben uns mit der Spielwerkstatt Musik auf die frühe Kindheit spezialisiert, weil in diesem Alter der Grundstein für späteres Umgehen und Leben mit Musik gelegt wird.
Bei vielen Menschen haben äußere Umstände (z.b.: prägende negative Bewertungen im eigenen Musikunterricht) die Überzeugung ausgebildet, unmusikalisch zu sein. Sie bevorzugen daher meist Musik „aus der Konserve“, obwohl sie vielleicht auch Freude daran entdecken könnten, selbst mit ihren Kindern zu musizieren.
Unser Ansatz ist, wie schon erläutert, von der immanenten Musikalität auszugehen, die besagt, dass es keinen unmusikalischen Menschen gibt und z.b. jeder Mensch singen kann, auch wenn man schon als Kind gehört hat, man sei nur ein Brummer im Schulchor…!
MIT ALLEN SINNEN dabei sein heißt für uns, dass die Musikstunden auf der einen Seite abwechslungsreich gestaltet und auf der anderen Seite klar strukturiert sind, da Kinder Sicherheit in immer wiederkehrenden Abläufen (Rituale) finden.
Die zentralen Elemente der elementaren Musikpädagogik, die im Unterreicht eng miteinander verknüpft sind und sich ständig überlappen, sind:
• Körper/ Bewegungsspiele/ einfache Tänze
• Instrumentalspiel
• Singen/ Kreative Sprach- und Stimmspiele
• Experimentieren und Improvisieren
• Musik hören/ Darstellen/ Malen
Durch vielfältige Klangerlebnisse und den gezielten Einsatz verschiedener Materialien (Tücher, Seile, Bälle, Reifen, Bänder, Stofftiere, Japanbälle,…) wollen wir folgendes erreichen und unterstützen:
• Sensibilisierung und Differenzierung des Hörens, Sehens und Tastens
• Förderung des Körperbewusstseins
• Schulung der Grob- und Feinmotorik
• Schulung des Rhythmusgefühls
• Unterstützung der Sprach- und Stimmentwicklung
• Stärken von Selbstwertgefühl, Selbständigkeit und sozialer Kompetenz
Zu den Kursen
Eltern-Baby/Kleinkind-Workshop
Der Eltern-Baby/Kleinkind-Workshop wendet sich in erster Linie an die Eltern, um ihnen Anregungen für das Musizieren/Singen zu Hause zu geben.
Die Babys und Kleinkinder profitieren neben Hörerlebnissen durch Musikstücke und Lieder von Angeboten für ihre Sinneswahrnehmung mittels Ertasten und Befühlen von Musikinstrumenten, wobei es uns auch hier wichtig ist, es ihnen zu überlassen, ob sie diese Angebote in dem Moment annehmen können und wollen.
Wir geben Anregungen für Spiellieder sowie deren vielfältige Umsetzung und stellen ein kleinkindgerechtes Instrumentarium vor bzw. geben Inputs zum Selbstbau von einfachen Instrumenten. Die Eltern bekommen von uns Ideen, Text- und Notenmaterial mit nach Hause, um Musik in selbstverständlicher Art und Weise in den Alltag integrieren zu können.
Baby-Musik-Lokomotive
Die monatlich stattfindende Baby- Musik- Lokomotive ist für TeilnehmerInnen des Workshops gedacht, die weiterhin mit ihren Babys in der Gruppe musizieren wollen. Die Eltern können Inhalte des Workshops vertiefen, ihr Kinderlieder-Repertoire auffrischen bzw. erweitern, und so ihre Eigenkompetenz für das Musizieren mit ihrem Kind stärken. Wir stellen auch hier viel Material wie beispielsweise Lieder, Kreisspiele, Tänze usw. auch für später zur Verfügung, welche sich außerdem auch als Programmpunkte für Kinderfeste etc. eignen. Durch exemplarisches Musizieren ( = ein Lied wird zum Beispiel einmal gesungen, dann gesungen und der Rhythmus mit Schlägeln geklopft, mit den Füßen gestampft, mit den Babybeinen bewegt, auf verschiedene Arten begleitet, etc.) bekommen Eltern Hinweise, wie man lustvoll derartige Wiederholungen in den Alltag einfließen lassen kann.
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Kinder ihrem Alter entsprechend dadurch immer aufmerksamer am Geschehen teilnehmen, durch Wiederholung Bekanntes erkennen und so bereits unbewusst eine Grundlage für späteres aktives Musizieren erlangen.
Musik-Lokomotive
Die Musik-Lokomotive stellt den fließenden Übergang zur Kind- Erwachsenen- Gruppe dar. Im zweiten Lebensjahr werden die Kinder aktiver, mobiler und auch neugieriger. Dieser Entwicklung wollen wir Raum geben, indem der Kurs Kindern und ihren Eltern die Möglichkeit bietet, langsam gemeinsam musikalisch aktiv zu werden. Viele Kinder schlüpfen anfänglich „nur“ in die Rolle des/der BeobachterIn, ohne aktiv am Geschehen teilzunehmen und sind dennoch mit allen Sinnen aufmerksam, um es für später zu speichern und abrufbereit zu haben. Ihr scheinbar passives Teilnehmen ist von großer Wichtigkeit und gibt die nötige Sicherheit, um später in der Kind- Erwachsenen- Gruppe im eigenen Tempo aktiv zu werden.
Kinder unter 2 Jahren wären im allgemeinen noch überfordert, sich einmal pro Woche zu einem bestimmten Zeitpunkt einem musikalischen Prozess zu widmen. Daher findet die Lokomotive nur einmal im Monat statt.
Weiters sind Kinder in dieser Altersphase meist noch vorwiegend mit sich und ihrer unmittelbaren Umgebung beschäftigt. Erst im Laufe des dritten Lebensjahres beginnen sie mit Gleichaltrigen zu interagieren und erlangen so langsam Gruppenfähigkeit.
Kind- Erwachsenen- Gruppe
Daher setzen wir den Beginn der Kind- Erwachsenen- Gruppe im Alter von ca. 2 Jahren an. In jener Phase beginnen Kinder sich von der Mutter als Hauptbezugsperson zu lösen, und erwerben dadurch Eigenständigkeit in der Interaktion mit Gleichaltrigen. Um dem Anspruch, musikalische Prozesse auszulösen, gerecht zu werden, findet die Kind- Erwachsenen- Gruppe in wöchentlichen Intervallen statt.
Kinder brauchen Rituale, immer wiederkehrende Strukturen und klare Abläufe.
Diese werden vertraut und geben Raum für schöpferisches Tun in bekannter Umgebung/Atmosphäre. Die Stunden sind mit vielen Wiederholungen versehen, welche es den Kindern ermöglichen, sich zu erinnern, Bekanntes wieder aufzunehmen und vielleicht zu verändern (Improvisation). Wir wollen jedem Kind die Möglichkeit geben, sich in seinem eigenen Tempo kreativ mit Musik auseinander zu setzen.
Musikwerkstatt
In der Musikwerkstatt (wenn die Kinder ohne Eltern musikalisch agieren), wie teilweise auch schon in der Kind- Erwachsenen- Gruppe gewinnt der Aspekt des sozialen Lernens und der Unterstützung des Aufbaus der Sozialkompetenz immer mehr an Raum. Durch den Wechsel von Gruppen- und Einzelaktionen können mit Hilfe der Musik verschiedenste Bereiche ausprobiert werden:
• Selbstvertrauen, Selbstsicherheit und Selbständigkeit gewinnen
• Wenn ich spiele, hören mir die anderen zu.
• Sich entscheiden können –
• Für welches Instrument entscheide ich mich?
• Kontakt aufnehmen –
• Frage/Antwort-Spiele
• Sich anpassen und sich durchsetzen lernen –
• Improvisation
• Verzichten lernen –
• Das Instrument, welches ich wollte, hat jetzt ein anderes Kind!
• Den anderen beachten, sich einfühlen können –
• Zuhören, wenn ein anderes Kind alleine spielt
• Dem anderen helfen –
• In diversen Situationen
• Zu zweit und in der Gruppe zusammenarbeiten können –
• Solo/Tutti
• Konflikte austragen lernen –
• Gemeinsam Regeln aufstellen
• Sich anvertrauen können –
• Führen lassen von einem/einer DirigentIn aus der Gruppe